So sieht ein Dorf der Halben aus.
Die Struktur eines vierblättrigen Kleeblattes ist leicht auseinander gezogen um Platz für Die Bänke, die Versammlungshalle und den Baum zu schaffen, der sich im Ortsnamen wiederfindet. Sie können also davon ausgehen, dass mitten in der Siedlung Lindenbach auch tatsächlich eine Linde zu finden ist. Diese zentralen Bäume zeichnen sich dadurch aus, dass sie vier Herzen haben. Das heißt: Während des Keimvorgangs haben sich vier Samen vereinigt. Das erkennt man an der absolut ungewöhnlichen Größe. Schließlich reicht das Geäst bis weit über Bänke und Versammlungshalle.,
Die Halblinge sind von menschenähnlicher Gestalt, allerdings werden sie niemals größer als knapp drei Fuß. Trotzdem darf man sich keine missgestaltete Person vorstellen. Sie sind eher ganz normal und haben niemals einen Bart. Einzig ihre Füße fallen deutlich aus dem Rahmen, wenn man so sagen will. Nach menschlichen Maßen müssten die Kleinen noch ein gutes Stück wachsen, um zu ihren Füßen zu passen.
Bei einem Durchschnittsmenschen entspricht in der Regel der Fuß einem Sechstel der Körpergröße. Bei den Halben sind die Füße ein Fünftel, gemessen an der Körpergröße. Daraus resultiert ein stark wippender Gang, wenn sie sich langsam fortbewegen. Das wiederum machen sie eigentlich sehr selten. Je schneller sie laufen, desto flüssiger und gleichmäßiger wird das Bewegungsbild.
Schuhe tragen sie niemals. Eine dicke lederartige Fußsohle schützt vor allen Witterungseinflüssen und Verletzungen. Ihre Kleidung besteht aus einem weiten Hemd ohne Ärmel und einer weit geschnittenen, knielangen Hose, die mit einer Schnur gehalten und in die das Hemd gestopft wird. Manchmal, vor allem bei festlichen Anlässen, tragen die Frauen auch einen Wickelrock.
Als Kopfbedeckung ist der breitkrempige Strohhut sehr beliebt; ein vorzüglicher Sonnenschutz. Alternativ wird auch eine lange Zipfelmütze oder ein Kopftuch getragen.
Jegliches Kleidungsstück ist bunt gefärbt. Sind also mehrere Halblinge auf einem Fleck versammelt, ergibt sich ein ganz kunterbuntes Bild.
Auf keinen Fall darf aber der Haken an der Seite übersehen werden, der mit einer Schnur an der Hosenschnur angebunden ist. Wie man sich vorstellen kann, sind die Kleinen nicht sonderlich schwer. Es soll einmal ein sehr heftiger Sturm einen ihrer Vorfahren, Traugott Geißblatt, davon gewirbelt haben und um diesem Schicksal zu entgehen, wird dieser Haken bei sehr starkem Wind in einem kräftigen Ast eingehängt.
Meine Halblinge gehören der Unterart der Heger und Pfleger an, denn ihre Hauptaufgabe ist die Versorgung von Tieren und Pflanzen. Das Sagen haben in diesem Volk die Frauen. Nur nach außen, in ihren Beziehungen zu den Menschen, repräsentieren die Männer, genauer der Dorfmeister. Doch Chef des Ganzen ist immer dessen Frau.
Nach Halblingslegende wurden sie aus folgendem Grund erschaffen:
Als die Urmutter Allma alle Welt geschaffen hatte, ward sie müde und gebot ihren Kindern, ihr Werk zu hüten,
während sie ruhte. Weil aber die Welt so still und so viel Wasser um das Land war, dachten die Zwillinge Florali und Favna, sich ein Spiel zu machen. Florali begann und schuf die erste Pflanze im
Wasser. Eigentlich noch nichts Besonderes, denn es blühte nicht und es hatte auch keine wirkliche Farbe. Aber es konnte wachsen und sich auch vermehren.
Das fand Favna schön, doch sie wollte es besser machen, als ihre Schwester. Sie schuf das erste Tier im Wasser und das Tier fraß die Pflanze.
Das ärgerte Florali und sie machte mehr und verschiedene Pflanzen. Eine davon war giftig für das Tier und als es sie fraß starb es.
Favna, die zunächst dachte, ihre Schwester würde ihr schönes Tier mit den neuen Pflanzen füttern wollen, war
darüber sehr erbost und sie schuf Tiere, die nicht mehr von der Pflanze vergiftet werden konnten.
Florali fand ihre Pflanzen wieder bedroht und begann nicht nur neue Pflanzen im Wasser zu machen, die sich gegen die Tiere wehren konnte, sondern schuf auch Pflanzen, die auf dem Trocknen leben
konnten, wenn es nur regnete. Darum bat sie ihren großen Bruder Pluvo, ihre Pflanzen an Land zu gießen.
Das neidete Favna ihrer Schwester. Hilfe vom großen Bruder. Sie schuf nun selbst Tiere, die auch auf dem Land leben und die Pflanzen fressen konnten. Und bat ihrerseits andere Brüder und
Schwestern um Hilfe. Und so entbrannte ein Streit unter allen Kindern von Urmutter Allma und manch Bruder oder Schwester half einmal Florali, ein andermal Favna. Die Geschwister gingen sogar so
weit, dass sie sich gegenseitig ins Handwerk pfuschten und plötzlich gab es Tiere, die Tiere und nicht Pflanzen fressen. Oder Pflanzen ersticken andere Pflanzen. Aus mildem und wohltuendem Regen
wird Starkregen und Hagel, der alles zerschlägt.
Darüber war nun Florali traurig geworden. Das Spiel zu Beginn ward böse und es tat ihr leid. So begann sie
nachzudenken und schuf die Halblinge. Sie sollten ihren Pflanzen helfen, aber den Tieren nicht verwehren. Nur wenn das eine oder andere Überhand nimmt, sollen sie eingreifen. Fressen die Rehe im
Winter zuviel der Rinde, pflegen sie den Baum gesund. Leben in einem Wald zuwenig Bären oder Wölfe müssen sie das Wild, ob klein oder groß, jagen. Leiden die Pflanzen durch Flut, Sturm oder
Hagel, so pflanzen sie neu, was kaputt ging. Es gibt viel zu tun. So hat Florali ihrer Schwester Favna die Hand gereicht und es kehrte Friede ein unter allen Geschwistern. Doch ihr Spiel spielt
inzwischen von alleine und sie können es nicht beenden. Und die Urmutter schläft immer noch und auf der Erde herrscht Krieg.
Inzwischen gibt es acht Dörfer im Chynzychtal. Daraus einzelne Personen besonders hervorzuheben, ist bei ständig wechselnden Schauplätzen nicht vertretbar.
Das ist nur eine ganz kleine Zusammenfassung dessen, was man über die Halblinge erfahren kann. Natürlich mehr dazu in meinen Büchern.
Besondere Rollen spielten bisher:
Ackerlauch, Quendel Arabis, Daphne Bärenklau, Ul
Beifuss, Ilex Brombeer, Titus Distel, Leymus
Efeu, Carex Eichenlaub, Adalbert Eisenhut, Mirabelle
Fetthenne, Erika Geissblatt, Traugott Goldrute, Prunella
Heidekraut, Ginster Huflattich, Rubus Immergrün, Galtonia
Klee, Thymo Kleeblatt, Wendel Knöterich, Frieder, genannt Ob
Knöterich, Ingolf Kohlröschen, Anemone Kohlröschen, Viola
Kreuzkraut, Silene Liebstöckel, Gerbera Löwenzahn, Flordelis
Magnolia, Liliane Malve, Linda Morgentau, Albertine
Nieswurz, Dryas Pfifferling, Theodor Priemel, Tilia
Röhrling, Egbert Röhrling, Cornus Rose, Rosalia
Sauerampfer, Lupine Schachtelhalm, Mickel Schwammerl, Gregor
Sonnenblum, Gloria Steinbrech, Meehania Sumpfdotterblume, Thuja
Vergissmeinnicht, Ostrya Wiesenklee, Braunelle Wirbeldost, Asparagus